Auf meine gelbe "Rallye" PX wollte ich eine kleine Alubox als Koffer montieren. Nach dem Kauf schraubte ich sie zunächst auf meinen originalen Gepäckträger. Hierbei war es ziemlich unpraktisch, dass der Gepäckträger klappbar ist, da die Box dadurch höher und auch weiter hinten sitzt. So verändern sich Schwerpunkt und der auftretende Hebel negativ. Im Resultat fing mein Träger an sich leicht zu verbiegen, obwohl ich ihn im vergangenen halben Jahr mit montierter Box nicht mal mit sonderlich schweren Dinge belastet hatte. Lediglich ein paar Einkäufe im Urlaub. Es war allerdings auch kein originaler Gepäckträger von Piaggio, diese sind vom Material her stärker ausgeführt.
Also musste was anderes her. Da es im Zubehör keine wirklich Box-tauglichen Träger gibt, beschloss ich, mir einen selber zu bauen. Ich kaufte mir bei eBay eine hydraulische 12t Rohrbiegemaschine. Mit 80€ ein günstiges Chinateil, aber erfüllt voll seinen Zweck! Ich habe die Schritte mal abgelichtet und eine kleine Anleitung verfasst.
Die hydraulische Rohrbiegemaschine. Eigentlich nur ein Wagenheber, welcher die Matrizen gegen zwei Rollen drückt und das Rohr so biegt. Bei meiner waren 6 Matrizen von 1/2" bis 2" dabei. |
Bild 1: Rohrbiegemaschine |
Bei diesem Chinawerkzeug muss man ein paar Dinge beachten, damit man ein vernünftiges Resultat bekommt. Zunächst muss man die Matrizen mit einer Feile entgraten, sonst gibt es Abdrücke im Rohr. Dann muss man darauf achten, dass das zu biegende Rohr formschlüssig in die Matrize passt. Ist zu den Seiten noch Luft, wird das Rohr gestaucht. Ich habe mir aus Rohren mit größeren Durchmessern "Adapter" gefertigt. Dazu einfach das Rohr biegen und aufflexen, so dass man das zu biegende Rohr formschlüssig einlegen kann. |
Bild 2: Matrize mit "Adapter" |
Auch sollte man das Rohr mit trockenem (!!!) Sand füllen, damit es nicht knickt. Dazu schweiße ich ein Stück Blech auf ein Ende, fülle das Rohr und schweiße auch die andere Seite zu. Nach dem Biegen werden die Stücke wieder abgetrennt. Holzstopfen gehen auch. |
Bild 3: Verschweißtes Ende |
Zum Füllen nehme ich altes Strahlmittel von meiner Sandstrahlkabine. Trockener Sand geht auch. Trocken ist wichtig, damit das Wasser nicht durch die Hitze beim Schweißen oder vom Erhitzen beim Biegen verdampft. Bei hohen Temperaturen entsteht dabei Wasserstoff. |
Bild 4: Sand einfüllen |
Das verschlossene und gefüllte Rohr kann nun mit der passenden Matrize gebogen werden. Zusätzlich erhitze ich die Oberseite noch mit dem Lötbrenner. |
Bild 5: Rohr biegen |
Mit einem Gradmesser kann man die Winkel messen. Immer 2- 3 Grad überbiegen, da das Rohr ein Stück zurück federt. |
Bild 6: Winkelkontrolle |
Sauber gebogener 90° Bogen. Ich nehme Rohre mit 2 mm Wandstärke. |
Bild 7: Fertiger Rohrbogen |
Jetzt die gewünschte Form biegen und immer mal die Abmessungen prüfen. |
Bild 8: Anprobe |
Bauartbedingt musste ich meinen PX Gepäckträger aus zwei Hälften fertigen, da sonst beim Biegen die Biegemaschine selber im Weg gewesen wäre. Hier die Kontrolle, dass alles symmetrisch ist. |
Bild 9: Symmetrievergleich |
Die Hälften habe ich dann aneinander geschweißt und verschliffen. Hier schon mit der ersten Strebe. |
Bild 10: Zusammengefügte Hälften |
Für den Rahmen muss eine passende Halteplatte gefertigt werden. Ich habe 3 mm Stahlblech genommen. Die Karosserie kann man abdecken und den Gepäckträger direkt an der Vespa heften. So weiß man dann, dass alles passt. Durchschweißen dann in in demontiertem Zustand, jedoch auf Verzug achten. |
Bild 11: Halteplatte |
Für die Heckabstützung habe ich mir ein Flacheisen zurecht gebogen und die Stützen selber mit der Biegemaschine gefertigt. Zunächst wurden auch diese erstmal nur geheftet. |
Bild 12: Haltelasche |
Der Gepäckträger mit allen Stützen und Querstreben, fertig zum Durchschweißen. |
Bild 13: Gepäckträger geheftet |
Der fertig verschweißte Gepäckträger mit nochmal zusätzlicher Verstärkung. |
Bild 14: Fertig verschweißt |
Nun kann er lackiert, verzinkt oder Pulverbeschichtet werden. |
Bild 15: Fertig verschweißt |
Meiner wurde mit hochwertiger Grundierung grundiert und anschließend matt schwarz lackiert. Da die Kiste verschraubt ist, gibt es keine lackschädigende mechanische Beanspruchung. Bei viel wechselndem Gepäck ist Pulverbeschichten optimal! |
Bild 16: Fertig lackiert |
Die fertig montiert Alubox. |
Bild 17: Alubox montiert |
Auf diese Art und Weise kann man sich auch Sturzbügel oder sonstige Zubehörteile für die Vespa selber schweißen:
Bilder 18-22: Seitensturzbügel Marke Eigenbau |
Hinweis:
Ich selbst bin auch nur Hobbyschrauber und kein gelernter Zweiradmechaniker. Deswegen kann ich auch keine Verantwortung über Schäden etc. übernehmen, die bei der Durchführung der in der Rubrik "Technik" geschilderten Vorgänge, wie montieren/ demontieren, einstellen, warten, überholen, etc. entstehen könnten. Seht es mehr als Tipp, wie man es machen kann. Alles was hier zeige und beschreibe habe ich selber so angewendet und getestet. Es hat funktioniert. Solltet ihr Fragen oder Probleme haben, mailt mir!