Hier zeige ich, wie man den geöffneten Motor einer Vespa 50 zerlegt, bis man das nackte Gehäuse vor sich hat. Derzeit (Februar '17) revidiere ich den Motor meiner Vespa 50 Special, welcher mir als Anschauungsobjekt dient. Daraus wird letzten Endes eine komplette Serie zum Überholen von Smallframe Motoren werden. Sobald ich einen Arbeitsschritt fertig habe, werde ich diesen veröffentlichen.
Dies wäre der zweite Teil.
Der geöffnete 50er Motor als Ausgangsbasis. Der Gehäusedeckel kann zunächst noch auf Seite gelegt werden.
|
Bild 1: Der gespaltene Motor |
|||||||||||
Mit einer Seegerringzange wird der Seegerring des Getriebes gelöst und zusammen mit dem Schulterring entnommen. Jetzt können die Gangräder entnommen werden.
Achtung: Es bietet sich an, vor der Entnahme der Gangräder erst das Getriebespiel zu messen, um ggf. einen Übermaßring zu montieren! Siehe Reinigen und Prüfen.
|
Bild 2: Demontage Getriebe |
|||||||||||
Die Kickstarterwelle leicht im Uhrzeigersinn drehen und das Kickstarterritzel (Pfeil) zusammen mit der Feder und der Scheibe entnehmen. | Bild 3: Kickstarterritzel | |||||||||||
Nun dreht man die Feder der Kickstarterwelle mit dem gezeigten Griff im Uhrzeigersinn und hakt sie aus der Welle aus. Anschließend kann erst die Feder, dann die Kickstarterwelle entnommen werden. |
Bild 4: Entnahme der Kickstarterwelle |
|||||||||||
Mit einer Seegerringzange den Seegerring der Primär entfernen.
|
Bild 5: Sicherung Primär |
|||||||||||
Jetzt muss das ganze Gehäuse so mit Holz unterfüttert werden, dass es großflächig plan auf weichem Holz aufliegt und die Hauptwelle nach unten ca. 5 cm Luft hat. Nun kann man diese mit einem Körner und einem Hammer aus dem Lager schlagen. Nicht direkt mit dem Hammer auf die Welle schlagen, sonst wird diese beschädigt! Auch nur soweit schlagen, dass diese gerade gelöst ist, sie muss noch aus der Schaltgabel gefädelt werden, siehe Bild 4. Wer nicht nicht schlagen möchte, dann sich den entsprechenden Ausdrücker zulegen.
|
Bild 6: Austreiben der Hauptwelle |
|||||||||||
Ist die Welle aus dem Lager gelöst, kann man sie aus der Schaltgabel fädeln. Dazu schräg nach vorne und dann nach oben drücken und die Schaltsteine der Gabel nacheinander aus der Nut nehmen. Jetzt kann die Welle heraus gezogen werden. |
Bild 7: Entnahme der Hauptwelle |
|||||||||||
Mit einem breiten Schraubendreher wird der Kurbelwellen Simmerring heraus gehebelt.
|
Bild 8: Simmerring kupplungsseitig |
|||||||||||
Unter dem Simmerring befindet sich ein Seegerring, welcher das Kugellager sichert. Diesen mit einer Seegerringzange entfernen.
|
Bild 9: Kurbelwellenlager |
|||||||||||
Wie zuvor bei der Hauptwelle, wird das Gehäuse mit Holz unterlegt, nur diesmal auf der anderen Seite. Nun treibt man entweder mit einem Gummihammer oder einem normalen Hammer und einem Stück Holz als Schutz der Welle, die Primär aus dem Lagersitz.
|
Bild 10: Austreiben der Primär |
|||||||||||
Es gibt eine Stellung, in der die Primär wie gezeigt entnommen werden kann. Ggf. diese etwas drehen, bis man die richtige Position erreicht hat. |
Bild 11: Entnahme der Primär |
|||||||||||
Jetzt wieder mit einer Seegerringzange den Seegerring des Primärlagers entfernen.
|
Bild 12: Sicherung Primärlager |
|||||||||||
Mit einem Heißluftföhn oder einem Lötbrenner das Gehäuse erwärmen. Wichtig ist, zunächst das ganze Gehäuse gleichmäßig warm zu machen. Danach nacheinander die drei Lagersitze erhitzen. Diese sind warm genug, wenn man auf den Lagersitz spuckt und die Spucke sofort verdampft ; ). Dann können die Lager heraus geschlagen werden. Dazu nur wieder das Gehäuse plan mit Holz unterfüttern. Kurbelwellenlager von außen nach innen schlagen, Primärlager von außen nach innen, Hauptwellenlager von innen nach außen (siehe Bild 14). Man kann hier einfach auf den inneren Lagerring schlagen, darf nur das Gehäuse nicht beschädigen! Es gibt hier diverse passende Schlagdorne zu kaufen oder auch komplette Lagerausdrücker, für diejenigen, die nicht schlagen wollen.
|
Bild 13: Lagerdemontage |
|||||||||||
Für das Hauptwellenlager kann man sehr gut eine große Nuss in Verbindung mit einer Verlängerung nutzen, um das Lager heraus zu schlagen.
|
Bild 14: Demontage Hauptwellenlager |
|||||||||||
Jetzt wird die Schaltgabel demontiert. Dazu als erstes den Sicherungsstift des Schaltzughebels mit einem passenden Austreiber heraus schlagen. Wichtig ist die gezeigte Richtung, da dieser konisch ist und sonst noch fester eingetrieben würde!
Wichtig: Nicht einfach auf die Welle schlagen, sonst kann diese oder das Gehäuse beschädigt werden. Dies ist leider an einem 50er Motor die anfälligste Stelle für Undichtigkeiten und Ölaustritte am Gehäuse! Am besten den Motor von einer zweiten Person mit dem Schaltzughebel auf die Kante eines flachen Schraubstockes legen und halten lassen oder ein dickes Stück Flachstahl einspannen und als Auflage nutzen. Auf diese Art und Weise wird nur eine Kraft auf den Schaltzughebel ausgeübt und nicht auf die Welle oder das Gehäuse!
|
Bild 15: Sicherung Schalthebel |
|||||||||||
Ist der Sicherungsstift entfernt, löst man die obere Schraube der Schaltgabel.
|
Bild 16: Schraube der Schaltgabel |
|||||||||||
Wenn der Schaltzughebel sehr fest sitzt, kann man mit einem Dorn leicht auf die Welle der Schaltgabel schlagen. Wichtig ist nur, dass diese dabei im Gehäuse nicht verkantet und so verbogen wird (siehe Bild 18).
|
Bild 17: Austreiben der Schaltgabel |
|||||||||||
Ist der Schaltzughebel abgenommen, kann man die Schaltgabel mit Drehbewegungen aus dem Gehäuse entnehmen. |
Bild 18: Entnahme der Schaltgabel |
|||||||||||
Der kleine Gummiring wird mit einem Schraubendreher abgehebelt oder mit einem Messer durchschnitten. Dieser muss unbedingt erneuert werden!
|
Bild 19: Dichtring | |||||||||||
Die beiden Kickstarteranschlaggummis aus dem Gehäuse entfernen. Diese sollten ebenfalls zwingend erneuert werden (hier bereits gebrochen).
|
Bild 20: Anschlaggummis | |||||||||||
In der Bohrung der Kickstarterwelle sitzt ein Dichtring. Diesen mit einem kleinen Schraubendreher heraus hebeln.
|
Bild 21: Dichtring Kickstarter |
|||||||||||
Die Entlüftungsglocke aus dem Gehäuse schrauben.
|
Bild 22: Gehäuseentlüftung |
|||||||||||
Beide Ölschrauben heraus drehen und die Dichtungen entfernen.
|
Bild 23: Ölschrauben |
|||||||||||
Die Einstellschrauben der Schaltzüge entfernen.
|
Bild 24: Einstellschrauben |
|||||||||||
Damit wäre das Gehäuse soweit fertig für die Reinigung und Kontrolle. Weiter geht es mit dem Gehäusedeckel.
|
Bild 25: Gehäusedeckel |
|||||||||||
Der Gehäusedeckel wird gleichmäßig erwärmt und anschließend der Lagersitz der Kurbelwelle erhitzt. Nun den Deckel plan und großflächig mit weichem Holz unterlegen, dass die Kurbelwelle nach unten ca. 5 cm Luft hat. Die die Hauptwelle zuvor, wird auch die Kurbelwelle mit einem Körner heraus geschlagen. Hier mit dem Gewinde sehr vorsichtig sein!
|
Bild 26: Kurbelwellenlager |
|||||||||||
Das Kurbelwellenlager verbleibt auf der Welle, hier muss ein Abzieher benutzt werden. Es geht auch mit zwei Schraubendrehern oder Meißeln, welche man von zwei Seiten zwischen Kurbelwelle und Lager geschlagen werden, aber die Wahrscheinlichkeit die Welle zu beschädigen, ist sehr hoch!
|
Bild 27: Lagerabzieher |
|||||||||||
Zur Demontage der Nebenwelle wird deren Lagersitz von außen erhitzt. Jetzt schiebt man von der Seite wie gezeigt einen Schraubendreher zwischen Zahnrad und Gehäuse. Wichtig ist eine größtmögliche Auflagefläche. Drückt man die Welle nun in Pfeilrichtung, wird das Lager ein Stück aus dem Gehäuse gezogen. Den Schraubendreher nachsetzen und wieder drücken. Dies solange wiederholen, bis die Welle frei ist.
Diese Methode funktioniert nur, wenn der Lagersitz genug erhitzt wurde ("Spucktest", s.o.)!
|
Bild 28: Demontage Nebenwelle |
|||||||||||
Auch hier verbleibt das Lager auf der Welle und muss mit einem Abzieher entfernt werden, siehe Bild 27 und 30.
|
Bild 29: Nebenwellenlager |
|||||||||||
Abziehen des Lagers mit einem Trennmesser.
|
Bild 30: Demontage Nebenwellenlager |
|||||||||||
Das Lager der Hauptwelle ist das am schwierigsten zu demontierende Lager. Hier gibt es diverse Tricks, wie z.B. eine Mutter aufschweißen und das Lager mit einer Schraube heraus drücken, etc. Bei einem solchen Trick habe ich mir einmal ein Loch in des Gehäuse gedrückt, so dass ich dieses anschließend aufwendig schweißen musste! Besser einen passenden Innenlagerauszieher anschaffen. Diese gibt es im Netz für kleines Geld und sind viel billiger als Schweißarbeiten am Gehäuse!
|
Bild 31: Nadellager Hauptwelle |
|||||||||||
Innenlagerauszieher in Gebrauch. Am besten auch hier den Gehäusedeckel von einer zweiten Person festhalten lassen. Das Lager wird eingespannt und mit dem Gleithammer eine Zugkraft ausgeübt. Vorher den Lagersitz wieder erhitzen!
|
Bild 32: Innenlagerauszieher |
|||||||||||
Das gezogene Lager. |
Bild 33: Nadellager Hauptwelle |
|||||||||||
Zum Schluss noch den Simmerring heraus hebeln, dann ist der Gehäusedeckel fertig.
|
Bild 34: Simmerring |
|||||||||||
Die Bremsnocke der Bremsankerplatte wird durch drehen aus dieser gezogen. |
Bild 35: Bremsnocke |
|||||||||||
Die beiden Dichtringe mit einem Schraubendreher abhebeln oder mit einem Messer durchschneiden. Sie müssen ersetzt werden.
|
Bild 36: Dichtringe Bremsnocke |
|||||||||||
Den Simmerring heraushebeln, dann ist auch die Ankerplatte bereit für die Reinigung.
|
Bild 37: Simmerring Bremsankerplatte |
|||||||||||
Das letzte Gehäuseteil ist der Kupplungsdeckel. Hier zunächst den Druckpilz entnehmen (Ausrückhebel betätigen). |
Bild 38: Druckpilz |
|||||||||||
Am Ausrückhebel befindet sich eine kleine Feder. Diese mit einem Schraubendreher aus der Bohrung hebeln. Anschließend kann der Ausrückhebel komplett mit seiner Welle aus dem Deckel gezogen werden.
Achtung: Die Lagerstifte der beiden Nadellager sind lose. Zieht man den Ausrückhebel heraus, fallen diese heraus. Hier kann man z.B. eine Frühstückstüte um den Deckel stülpen und die Stifte so auffangen. Die restlichen im Lager verbliebenen Stifte z.B. mit einem Magnetheber oder durch Klopfen aus den Lagern entfernen und beiseite legen.
|
Bild 39: Rückholfeder |
|||||||||||
Die Bestandteile des Kupplungsmechanismus. |
Bild 40: Kupplungsmechanismus |
|||||||||||
Hinter dem unteren Nadellager im Kupplungsdeckel sitzt ein winziger Gummiring. Diesen mit einem ganz kleinen Schraubendreher heraus hebeln. Damit wäre das letzte Gehäuseteil fertig zerlegt.
|
Bild 41: Dichtring Kupplungsdeckel |
|||||||||||
Am Polrad wird noch mit einer Seegerringzange der Seegerring entfernt und die Mutter entnommen. Die Gumminiere (rechts) kann ebenfalls entnommen werden. Dann ist das Polrad fertig zur Reinigung.
|
Bild 42: Polrad | |||||||||||
Den Kupplungskompressor in die Kupplung einschrauben und die Mutter spannen. Dann den Seegerring (Pfeil) herausdrücken.
|
Bild 43: Kupplung öffnen |
|||||||||||
Jetzt kann die Kupplung in ihre Bestandteile zerlegt werden. |
Bild 44: Kupplungskomponenten |
Als nächstes erfolgt die Kontrolle und intensive Reinigung aller Komponenten. Anschließend kann der Motor wieder mit Ersatzteilen montiert werden.
Hinweis:
Ich selbst bin auch nur Hobbyschrauber und kein gelernter Zweiradmechaniker. Deswegen kann ich auch keine Verantwortung über Schäden etc. übernehmen, die bei der Durchführung der in der Rubrik "Technik" geschilderten Vorgänge, wie montieren/ demontieren, einstellen, warten, überholen, etc. entstehen könnten. Seht es mehr als Tipp, wie man es machen kann. Alles was hier zeige und beschreibe habe ich selber so angewendet und getestet. Es hat funktioniert. Solltet ihr Fragen oder Probleme haben, mailt mir!